Was ist STXBP1?
Das STXBP1-Syndrom wird durch Veränderungen des STXBP1-Gens auf Chromosom 9 verursacht. STXBP1 ist eine seltene genetische Erkrankung, die ca. 1:30.000 Neugeborene betrifft. STXBP1 (Syntaxin-Bindung Protein 1) spielt eine Schlüsselrolle bei der Freisetzung von Neurotransmittern aus synaptischen Vesikeln. Es unterstützt das Verschmelzen der Vesikel mit der präsynaptischen Membran, indem es mit Syntaxin interagiert. Syntaxin-1 vermittelt das Andocken und die Verschmelzung von synaptischen Vesikeln mit der präsynaptischen Membran, indem es den Aufbau des SNARE-Komplexes erleichtert. Zusammen mit anderen SNARE-Proteinen (z. B. SNAP-25 und VAMP2/Synaptobrevin) bildet Syntaxin-1 einen SNARE-Komplex, der die Membranen der Vesikel und der präsynaptischen Membran fest miteinander verschmilzt, um Exozytose und die Freisetzung von Neurotransmittern zu ermöglichen. Störungen in STXBP1 können die Funktion von Syntaxin-1 indirekt beeinträchtigen und so die Neurotransmitter-Freisetzung sowie neuronale Signalübertragung beeinflussen.
Ein Buch für Eltern
Das Buch "STXBP1-Enzephalopathie" soll Eltern mit einem STXBP1–Kind helfen, die Genmutation und den genetischen Befund zu verstehen. Es bietet in mehreren Bereichen Unterstützung und Informationen zu Therapien sowie zu aktuellen Forschungsansätzen.
Ergänzend enthaltene Ressourcen umfassen eine praxisnahe Checkliste für Arztbesuche, ein Glossar zentraler Begriffe sowie Empfehlungen zu begleitenden Therapien und rehabilitativen Angeboten. Die Inhalte richten sich an deutschsprachige Familien aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und dem deutschsprachigen Belgien. Das Buch kann kostenfrei von Eltern mit einem STXBP1–Kind angefordert werden.
Zensus: weltweite STXBP1-Patienten Zählung
Zensus STXBP1 Q3 2025
Im September 2025 wurden weltweit die Fälle der STXBP1-Patienten gezählt. Die gemeldeten bekannten Fälle belaufen sich auf 1.431. Da jedoch sicherlich eine nicht diagnostizierte Population besteht, ist von einer höheren tatsächlichen Prävalenz auszugehen.
In der Europäischen Union leben gemäß aktueller Schätzungen 527 Patienten mit einer STXBP1-Diagnose. In Deutschland sind es 102. Die Zahlen verdeutlichen die erhebliche Untererfassung und den Bedarf an verstärkter Aufklärung, Diagnostik sowie standardisierten Erfassungs- und Meldestrukturen, um eine verlässlichere Datengrundlage für Forschung, Versorgung und Ressourcenplanung zu schaffen.
Symptome
Mutationen in STXBP1 können schwere neurologische Störungen verursachen, häufig schon im frühen Kindesalter, z. B. Epilepsie, Entwicklungsverzögerung und Sprach- bzw. Motorikprobleme. Manche Kinder zeigen autistische Züge und Verhaltensauffälligkeiten. Zudem gibt es Kinder mit zerebraler visueller Beeinträchtigung (CVI, cortical visual impairment), obwohl die Augen gesund sind; die visuelle Reizverarbeitung funktioniert nicht optimal.
Sudden Unexpected Death in Epilepsy (SUDEP) kann eine seltene, aber ernsthafte Todesursache bei Epilepsie sein. Auch bei STXBP1-bedingten Epilepsien besteht ein erhöhtes SUDEP-Risiko, wobei die genauen Mechanismen noch erforscht werden. Sich über Sudep zu informieren ist wichtig, da Prävention, Risikoreduzierung und frühzeitige Therapie helfen können.
Diagnose
Die Diagnose einer STXBP1-RD erfolgt über Gentests und ist überwiegend de novo, also nicht vererbt. Mosaizismus-Veränderungen in der Vererbung sind bekannt. Diese Mosaizismus-Veränderungen können die Vererbung beeinflussen.
Varianten im Gen STXBP1 können autosomal-dominant wirken. Schon eine heterozygote Mutation (ein mutiertes Allel der beiden Allele) kann ausreichend sein, um die Krankheitssymptomatik mit klinischen Merkmalen auszulösen.
Die Diagnose wird in der Regel durch eine Kombination aus klinischen Merkmalen, familiärer Vorgeschichte und genetischen Tests gestellt.
Genetische Sequenzierung des STXBP1-Gens (z. B. Next-Generation Sequencing, panelbasierte Tests oder Exom-Sequenzierung) werden zur Identifizierung von pathogenic, wahrscheinlich pathogenic Varianten oder VUS (Variants of Uncertain Significance) eingesetzt.
Forschung
Preklinische Studien, Natural-History-Studien und Patientenregister unterstützen die Vorbereitung auf klinische Studien. Diese Vorarbeiten dienen der Evidenzgenerierung, der Sicherheitseinschätzung und der Optimierung von Interventionen vor umfassenden klinischen Prüfungen. Sie erleichtern die Planung weiterer klinischer Studien, helfen dabei, Wirksamkeit und Sicherheit zu beurteilen, sowie optimale Vorgehensweisen festzulegen, bevor neue Therapien in größerem Maßstab getestet werden.
Die Forschung zu STXBP1 ist wichtig, weil sie zur Verbesserung der Diagnostik beiträgt. Durch größere Datensammlungen lässt sich variantenspezifisch schneller zwischen pathogen, wahrscheinlich pathogen und VUS unterscheiden. Erkenntnisse über die zugrunde liegenden Mechanismen der STXBP1-assoziierten Störung (STXBP1-RD) können zu zielgerichteten Therapien führen.
Neue Hoffnung für STXBP1-RD
Derzeit läuft eine klinische Studie, deren Rekrutierung im dritten Quartal 2025 begonnen hat (Capsida - Cap-002). CAP-002 ist eine potenziell experimentelle, nächste Generation einer Gentherapie, die intravenös verabreicht wird. Sie soll eine Ersetzung des STXBP1-Proteins im gesamten Gehirn nach einer einzigen intravenösen Infusion ermöglichen. Für Kinder mit STXBP1-related disorders bietet die Gentherapie neue Hoffnung auf eine wirksame Therapie. Die Gentherapie zielt darauf ab, die Entwicklungsverläufe zu beeinflussen und symptomatische Belastungen zu lindern. Die erste klinische Studie für STXBP1-RD hat vor allem Sicherheit, Wirksamkeit und Langzeitfolgen im Fokus. Informieren Sie sich regelmäßig auf der Webseite über Fortschritte in der STXBP1-Gentherapie und weitere klinische Studien.
Internationale STXBP1-RD-Kooperation
Die Zusammenarbeit in Deutschland beginnt mit der Einbindung der STXBP1 Foundation (USA), um ein solides Verständnis der Genotyp-Phänotyp-Beziehungen bei STXBP1-RD zu erlangen. Zu den Partnern gehören weiterhin das European STXBP1 Consortium (ESCO) und EU-Labore wie z. B. die VU Amsterdam, um gemeinsame klinische Studien durchzuführen und standardisierte Protokolle zu entwickeln. Zu den Vorteilen gehören eine beschleunigte Diagnostik, klarere Genotyp-Phänotyp-Korrelationen, Zugang zu internationalen Studien, Biobanken und neuartigen Therapien sowie die Entwicklung evidenzbasierter Behandlungen und eine verstärkte Unterstützung der Familien durch transparente Kommunikation und Netzwerke. Durch die Zusammenarbeit soll die Forschung vorangetrieben, der Zugang zu Ressourcen erweitert und neue Hoffnung auf bessere Ergebnisse für STXBP1-RD-Patienten weltweit geweckt werden.
Geschichte: Entdeckung des Gens STXBP1
STXBP1-RD steht für STXBP1-Related Disorders (STXBP1-assoziierte Störungen). Die Genvariante wird auch als "Munc18-1" bezeichnet. Das STXBP1-Gen und die damit verbundenen Erkrankungen wurden im Jahr 2008 entdeckt, als Studien mit Personen durchgeführt wurden, die an einer schweren frühkindlichen Epilepsie, dem sogenannten Ohtahara-Syndrom, litten. Seit dieser Erstentdeckung hat sich das Verständnis der STXBP1-assoziierten Störungen erweitert. Neben Othahara-Syndrom können STXBP1-Varianten auch West-Syndrom verursachen. West-Syndrom ist eine schwere Epilepsieform, die meist im ersten Lebensjahr auftritt.
und gekennzeichnet ist durch Hypsarrhythmie im EEG.